Oberfrankens Fußballwelt blickte auf den FC Gefrees
Das dramatische Duell zwischen dem 1. FC Gefrees und den Amateuren des FC Bayern Hof um die Meisterschaft der A-Klasse Hof fand im April/Mai 1954 die Aufmerksamkeit der oberfränkischen Fußballwelt. Die beiden sportlichen Rivalen hatten sich monatelang ein erbittertes Kopf-an-Kopfrennen geliefert. Während der traditionsreiche FC Bayern Hof die Erste Geige im oberfränkischen Fußballsport spielte und man wußte, daß die Amateure der Vereins gut geschult und betreut zu außergewöhnlichen Leistungen fähig sind, rückte der FC Gefrees erstmals in seiner Geschichte strahlend in den Vordergrund. Mit 33:13 Punkten standen die beiden Mannschaften vor dem Finale gleichauf an der Spitze. Kein Regisseur hätte die Szene erregender gestalten können, denn am letzten Spieltag trafen die beiden Kontrahenten im direkten Vergleich aufeinander. Die Hofer hatten Heimvorteil und man gab dem FC Gefrees, der ohne ständigen Trainer emporgekommen war, nur wenig Chancen. Viertausend waren auf der Grünen Au, als im Vorspiel der Partie „Bayern Hof - TSG Ulm (Zweite Liga Süddeutschland)“ am 25. April die A-Klassisten zur Meisterschaftentscheidung antraten. Der FC Gefrees in folgender Formation: Blechschmidt - W. Seibel, K. Seibel, Möschel, Schörner, Hain, Ruckdeschel, Schmidt, Schoberth, Zapf, Herrmann. Nach abwechslungsreichem und spannendem Spielverlauf hieß es am Ende 0:0. Obwohl kein Tor fiel, schrieb am Montag Oberfrankens größte Zeitung, die Frankenpost: „Das Endspiel um die Meisterschaft der A-Klasse entschädigte die 4000 Zuschauer für das müde Hauptspiel, das niemand begeisterte.“
Kreisspielleiter Heinrich Kofer setzte das notwendige Entscheidungsspiel zwischen dem FC Gefrees und den Amateuren des FC Bayern Hof auf Samstag, den 1. Mai, auf neutralem Platz in Münchberg an. Waren es in Hof gut 500 Schlachtenbummler, die ihrer Mannschaft Rückhalt gaben, so machten sich am 1. Mai 1954 jung und alt, Männer und Frauen auf nach Münchberg. Man schätzte, daß unter den wiederum 3,5 bis 4 Tausend Zuschauern, 800 aus Gefrees waren. Das erneute Aufeinandertreffen war voller Spannung und spielerischer Höhepunkte. In der 50. Minute ging der FC Gefrees durch Hermann Zapf in Führung. Die mit Käppel für Schmidt angetretenen Gefreeser befanden sich klar auf der Siegesstraße. 72 Minuten waren gespielt, als ein Hofer Abwehrspieler einen Bogenschuß von Schoberth mit der Hand aus dem Tor schlug. Alle Viertausend sahen das Handspiel, nur Schiedsrichter Lallier nicht. Stopper Nützel gab auf Befragen in sportlich fairer Weise den Regelverstoß zu. Hermann Zapf verwandelt den Elfmeter unhaltbar und die Gefreeser Schlachtenbummler sind vor Freude aus dem Häuschen. Auch die Münchberger Fans feiern die großartige Mannschaft der Schwarz-Gelben. Aber Schiedsrichter Lallier hatte angeblich gesehen, daß ein Spieler des FC Gefrees zu früh in den Strafraum gelaufen war, annullierte unter den Protesten der Zuschauer den Treffer und setzte das Spiel mit einem Hochwurf an der Strafraumgrenze fort. Die Spieler um Fritz Möschel behielten ihre sportliche Fairneß, nicht ganz aber die Nerven. Der Spielfluß war dahin und in der 87. Min. kamen die Bayern zum Ausgleich. Das Spiel wurde verlängert. In der 117. Min. wird die Dramatik vervollständigt, als die Hofer nach einem völlig unnötigen Fehler der Gefreeser Abwehr das 2:1 erzielten. Heftige Diskussionen nach Spiel-ende schließen sich an. Die sogenannten Experten aus Hof unterstützten Schiedsrichter Lallier und kommentieren: die Entscheidung, das Spiel mit einem Hochwurf fortzusetzen, war richtig. Doch der heutige Ehrenvorstand Adam Hörath und der unvergessene Karl Abel (Spielausschußvorsitzender) hatten bald herausgefunden, daß hier ein klarer Regelverstoß vorlag. Das Sportgericht wurde angerufen. Der Auftritt von Schiedsrichter Lallier dauerte nur eine Minute. „Ich habe mich getäuscht“, sagte er nur. Kein Wort einer Entschuldigung. Daß er eine großartige. sportlich beispielhaft faire Mannschaft um den Sieg, um den schönsten Erfolg betrogen hatte, davon sagte er auch nichts! Das Entscheidungsspiel wurde erneut angesetzt. Die Mannschaften und Heinrich Kofer einigten sich auf SeIb als Austragungsort. Die Dürrloh erlebte am Sonntag, den 9. Mai, einen bis dorthin einmaligen Zuschauerandrang. Mehr als 5000 zahlende Zuschauer wurden registriert. Allein etwa 1000 aus Gefrees, das an diesem Sonntagnachmittag ausgestorben schien. Die Münchberg-Helmbrechtser Zeitung schrieb als Überschrift ihrer Vorschau: „Die ganze Stadt Gefrees steht hinter ihrem Fußballclub!“ Wieder aber waren die Amateure des FC Bayern Hof die Glücklicheren. Sie siegten nach einem erneut dramatischen und spannungsgeladenen Spiel mit 3:2 Toren. Der entscheidende Treffer fiel in der 89. Minute. Der FC Gefrees erhielt einstimmig den Fairneß-Preis zuerkannt. Selbst die führende deutsche Fußballillustrierte „Der Kicker“ berichtete über den einmaligen Meisterschaftskampf und resümierte: „13 000 Zuschauer sahen drei Entscheidungsspiele um eine A-Klassenmeisterschaft! Das war noch nicht da und wird es so schnell nicht mehr geben.“
Die Mannschaft des Jahres 1954:
von links stehend: Erich Herrmann, Hermann Zapf, Heinz Schoberth, Fritz Käppel, Hans Ruckdeschel, Karl Schörner, Mannschaftsbetreuer Adolf Zapf, kniend: Fritz Hain, Karl Seibel, Richard Blechschmidt, Willi Seibel, Fritz Möschel